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Frühe Bindungen prägen das Leben als Erwachsener

von Werner Windhager

Psychologen: Probleme im Privat- oder Berufsleben haben oft Ursache in der Kindheit

Ein Baby hat es gut: Ist es hungrig oder zwickt's irgendwo, brüllt es los und die Mutter kommt herbeigeeilt und bringt die Sache wieder in Ordnung. Wenn die Mutter aber nicht reagiert, wird die Sache problematisch. "Sowohl positive wie auch negative Erfahrungen mit den ersten Bezugspersonen beeinflussen den Bindungsstil", sagt Univ.-Prof. Ilse Kryspin-Exner von der Abteilung für Angewandte und Klinische Psychologie der Universität Wien.

Bindungs- und Beziehungsstile waren auch Thema eines Kongresses des Berufsverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) am Wochenende in Wien. "Kinder sind leicht verletzt, wenn die Eltern keine Zeit für sie haben", sagt der Psychologe Klaus Grossmann, Professor an der Uni Regensburg. "Sie lernen dann, ein Pokerface aufzusetzen und Situationen zu vermeiden, wo sie mit elterlicher Ablehnung rechnen müssen." Dadurch würden sie aber nicht lernen, Wünsche auszudrücken oder Gefühle zu äußern. "Auch Angst muss gelernt werden", so Grossmann. Und zwar, indem die Eltern mit ihrem Kind darüber sprechen. "Geschieht das nicht, fehlen dem Kind und später dem Erwachsenen die Worte, seine Gefühle auszudrücken." Und das wiederum führt in ihrem Leben als Erwachsene zu wiederkehrenden Schwierigkeiten: Aggressionen, Abhängigkeit von anderen oder Isolation.

"Früher kam es vor, dass man ein Kind schreien ließ, damit die Lungen kräftiger werden", schildert der Düsseldorfer Univ.-Prof. Wolfgang Tress eine mögliche Ursache für eine problematische frühe Bindung. Davon oder von fixen Fütterungszeiten sei man mittlerweile allerdings abgekommen. "In dieser Hinsicht ist es für die Mütter schwieriger geworden", sagt auch die Psychologin Christine Butschek. Allerdings sollte die Fürsorge auch nicht übertrieben werden. "Nicht gleich füttern, wenn das Kind schreit, sonder zuerst überlegen, ob das Kind überhaupt Hunger haben kann oder doch eher einfach unterhalten werden will", so Butschek. Und eines sollten Mütter auch nicht vergessen: "Sie dürfen auch ruhig ihre eigenen Bedürfnisse haben."

© Kurier

 

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