Drogenprävention: Kids lernen "Nein" sagen
Fonds Gesundes Österreich präsentiert Strategien gegen die Sucht
"Suchtprävention muss so früh wie möglich ansetzen, am besten bereits in der Kindheit", empfiehlt Wilfried Biebl,
Professor für Psychiatrie an der Universitätsklinik Innsbruck. Frühzeitig angebotene vorbeugende Maßnahmen sollen
Kinder und Jugendliche in die Lage versetzen, gegebenenfalls "Nein" sagen zu können, wenn sie mit Drogen wie Alkohol, Nikotin oder
anderen psychoaktiven Substanzen in Kontakt kommen.
"Während etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung schwer suchtgefährdet ist, beträgt dieser Wert bei
Jugendlichen bis zu fünf Prozent", erklärt der Suchtexperte. Das Thema Suchtvorbeugung spielt bei der "Ersten Österreichischen
Präventionstagung" des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ), die ab Donnerstag in Wien stattfindet, eine zentrale Rolle.
"Wir wollen zum Ausbau erfolgreicher Projekte und zum Entstehen neuer Initiativen beitragen", meint FGÖ-Geschäftsführer
Dennis Beck. Zur Suchtprävention gehöre nun einmal die Unterstützung der Fähigkeiten, mit den eigenen Problemen
angemessen umzugehen, also auch die Stärkung von "Lebenskompetenz und Selbstvertrauen".
"Kinder stark machen" Dieses Ziel verfolgt auch der vom FGÖ geförderte Vorarlberger Verein SUPRO, Werkstatt für
Suchtprophylaxe. "Unser Projekt 'Kinder stark machen' will die Stärkung der kindlichen Persönlichkeit und damit die
Resistenz gegenüber Suchtverhalten fördern", erklärt SUPRO-Mitarbeiter Karl-Heinz Marent. Dabei spiele freilich die
süchtig machende Substanz eine untergeordnete Rolle. "In diesem Alter geht es in erster Linie um das Kennenlernen der eigenen Person,
die Entwicklung von Selbstwert oder das Gespür für die eigene Verantwortung", sagt Marent. "Suchtprävention geschieht also,
ohne als solche bezeichnet zu werden."
Suchtverhalten findet sich freilich nicht nur im Zusammenhang mit Alkohol, Nikotin oder illegalen Drogen.
"Zum zwanghaft-impulsiven Syndrom zählen die Spielsucht genauso wie pathologisches Einkaufen, das Sammeln
nutzloser Gegenstände, Kleptomanie, aber auch Essstörungen oder Selbstbeschädigungen wie pathologisches Piercing oder
Tattoos", erklärt Biebl. Ursachen seien Störungen der Impulskontrolle, die eventuell auch eine genetische Ursache haben
könnten, aber stets durch gestörte Beziehungsmuster oder Missbrauch in der Kindheit mitverursacht würden. "Deshalb ist es
auch unter dem Gesichtspunkt der Drogenprophylaxe so wichtig, Kinder stark zu machen", empfiehlt Biebl. (gsj)
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