Ein "Frühchen" macht seinen Eltern nicht nur reine Freude
Verein Kinderleben sorgt für die psychologische Betreuung für
Eltern
von Frühgeborenen
Wenn die lang ersehnte Geburt eines Kindes plötzlich um Wochen
zu früh eintritt, bedeutet das für die Eltern in den meisten Fällen
eine Krisensituation. Statt des ersehnten Glücksgefühles
schwanken sie ständig zwischen Optimismus und Verzweiflung.
"Eine Frühgeburt ist nicht bloß eine verkürzte Schwangerschaftsdauer",
sagt Univ.-Prof. Arnold Pollak, Leiter der Abteilung für Neonatologie
am Wiener AKH: Durch die Frühgeburt werde die innere Vorbereitung
auf das Baby jäh unterbrochen, "die Eltern sehen sich mit einem
extrem kleinen und zerbrechlichen Wesen konfrontiert, das ihren
unbewussten Vorstellungen über ihr Kind nicht entspricht."
Eine Aktion des Verein Kinderleben soll nun dieses angespannte
Situation für die Eltern entschärfen. Seit Jahresbeginn kümmert
sich die Psychologin Agnes Panagl am AKH speziell um die Eltern
der "Frühchen".
"Oft geben sich die Mütter die Schuld daran, dass ihr Kind zu
früh geboren wurde", sagt Panagl. "Oder sie haben das Gefühl,
noch gar keine ,richtige` Mutter zu sein." Diese Situation können
die wenigsten Eltern alleine bewältigen; auf der anderen Seite
sind sie nicht dazu in der Lage, selbst Hilfe zu suchen. "Da ist
es besonders wichtig, dass der Psychologe zu den Eltern kommt
und nicht umgekehrt", sagt Panagl.
In dieser Kennenlern-Phase versucht sie, das Selbstvertrauen der
Eltern zu stärken, hilft aber auch bei der Organisation von Kinderbetreuung
oder kümmert sich um eine Familienhelferin. "Dadurch können die
Eltern ihr Kind regelmäßig im Spital besuchen, ohne auf einen
geregelten Alltag zu verzichten", so Panagl.
Die Psychologin arbeitet dabei eng mit Ärzten und Pflegepersonal
zusammen und fungiert als Bindeglied zu den Eltern. Denn auch
die Verlegung des Kindes von der Intensiv- auf eine andere Station
verunsichert diese häufig.
Und selbst wenn das Baby alles gut überstanden hat und entlassen
wird, steht die Psychologin hilfreich zur Seite: "Dann nämlich,
wenn sich die Eltern davor fürchten, nach der monatelangen intensiven
Betreuung nun plötzlich alleine für ihr Kind sorgen zu müssen."