Jugend und Rauchen
Rauchpräventions-Projekt in den USA fehlgeschlagen
Eines der teuersten und modernsten Rauchpräventions-Projekte ist
laut Arthur Peterson vom Fred Hutchinson Cancer Research Center
fehlgeschlagen. Sozialwissenschaftler hatten in dem 15 Millionen
Dollar teueren Projekt, das über 14 Jahre lief, nach neuesten
Präventions-Theorien zeigen wollen, wie man Schulkinder vom Nichtrauchen
überzeugt. Doch heute - nun sind sie junge Erwachsene - befinden
sich unter den instruierten Personen ebenso viele Raucher wie
anderswo.
Peterson erklärt dazu im Journal of the National Cancer Institute:
"Es hat überraschenderweise einfach nicht funktioniert. Es ist
eine einzige Enttäuschung." Bereits in den ersten Schuljahren
waren 8.400 Kinder der Washington State School durch speziell
dafür ausgebildete Lehrer im Kampf gegen das Raucherlaster unterrichtet
worden. Die Forschung müsse nun neue Ansätze entwickeln, um das
Raucherproblem der jüngeren Generation in den Griff zu bekommen,
so Peterson.
Die Kinder sollten in dem Mega-Experiment für das spätere "rauchfreie"
Leben gerüstet werden. Sie sollten lernen, dem sozialen Druck
zu rauchen widerstehen zu können und sie wurden immer wieder über
die Gefahren des Rauchens informiert. Selbst im Studentenalter
wurden sie weiterbetreut, um den Einflüssen von Reklame und Freunden
nicht zu verfallen. Laut Peterson war dieser Ansatz des "Sozial-Einflusses"
unter Wissenschaftlern allseits und über 25 Jahre lang das Mittel
der Wahl. Heute raucht etwa ein Viertel der damaligen Schulkinder
täglich Zigaretten - ebenso viele wie in anderen Klassen.
Handy- statt Nikotinsucht?
Demgegenüber ergab eine britische Studie (Anne Charlton und Clive
Bates: Decline in teenage smoking with rise in mobile phone ownership:
hypothesis. British Medical Journal 2000; 321: 1155), dass viele
Jugendliche sich wegen ihrer "Handysucht" das Rauchen abgewöhnen.
Wie das britische Fachmagazin "British Medical Journal" berichtet,
fanden Forscher der Universität von Manchester und einer landesweiten
Initiative gegen das Rauchen heraus, dass immer weniger Teenager
in Großbritannien zur Zigarette und stattdessen zum Mobiltelefon
griffen.
Rauchen als "alte Technologie"
Für Teenager bekäme das Rauchen zunehmend den Geruch "alter Technologie",
verglichen mit der schönen neuen Welt aus Handy-Kurztexten (SMS),
E-Mail und den Internet-fähigen WAP-Handys, sagen die Autoren
der Studie, Clive Bates und Anne Charlton.
Der Gebrauch der neuen Technik gäbe ihnen heute das, was früher
die Zigarette im Mundwinkel leistete: den Einstieg in die Welt
der Erwachsenen, den Ausdruck von Individualität, gesellschaftlicher
Akzeptanz und das sichtbare Zeichen der
Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
Von 30 auf 23 Prozent
Laut der Studie rauchten 1996 rund 30 Prozent aller 15-Jährigen
in Großbritannien mindestens ein Mal pro Woche. Im vergangenen
Jahr hätten dagegen nur noch 23 Prozent der 15-Jährigen gepafft.
Im selben Zeitraum sei die Anzahl der Handybesitzer in der Altersgruppe
von zehn auf 70 Prozent gestiegen.
Wirkung der Werbung
Nach Angaben der Autoren der Studie ersetzt für die Jugendlichen
das Handy die Zigarette bei ihrem Versuch, wie Erwachsene zu wirken.
Auch die Werbung für Handys sei mit der für Zigaretten zu vergleichen,
schrieben die Forscher. In beiden Fällen verspreche die Reklame
Individualität, Image und die Ausbildung eines persönlichen Stils.
Als weiteren Grund für die mögliche Verdrängung der Zigarette
durch das Handy nannten die Wissenschaftler das Taschengeld der
Jugendlichen. Diese könnten sich nicht Tabak und Telefongebühren
zugleich leisten.
© pressetext.at, British Medical Journal