Ein handlicher Computer statt Schulbuch und Federpennal?
Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer plant ab 2003 die Einführung
von Laptop-Klassen
Österreichs Klassenzimmer könnten schon in wenigen Jahren ein
ungewohntes Erscheinungsbild bieten: Schüler, die nicht mehr in
Federpennalen kramen und in deren Fächern sich keine Schulbücher
mehr stapeln. Dafür ein handlicher Laptop auf jedem Tisch, auf
dem alle Arbeiten erledigt werden.
"Computer und Internet werden immer stärker zum Arbeits- und
Lerninstrument der Schülerinnen und Schüler. Dieser Entwicklung
muß das Bildungssystem Rechnung tragen", sagt Unterrichtsministerin
Elisabeth Gehrer. Als Teil einer umfassenden Internet-Strategie
schwebt ihr die Einführung von Laptop-Klassen in den heimischen
Schulen vor.
In wenigen österreichischen Lehranstalten sind solche Klassen
bereits eingerichtet; mit durchaus positiven Erfahrungen, wie
man im Ministerium betont. Auch in anderen Ländern würde dieses
Modell mit guten Erfolgen erprobt. Im oberösterreichischen Rohrbach
befindet sich eine der wenigen in Österreich bereits eingerichteten
Laptop-Klassen. Unterrichtet und gelernt wird natürlich auch über
den Laptop: "Die Lehrer stellen ihren Stoff in das Schulnetz,
die Schüler können ihn jederzeit abrufen und auch ihre Arbeiten
dem Lehrer senden", umreißt Schuladministrator Müller das Prinzip
dieser Unterrichtsform.
Die in den kommenden Jahren ausgebaut werden soll. "Die Arbeit
am Computer ist neben Schreiben, Lesen und rechnen bereits die
vierte Kulturtechnik geworden", betont Unterrichtsministerin Gehrer.
Finanziert sollen die Laptops für die Schüler aus der Computermilliarde
werden, die laut Regierungsübereinkommen ab dem Jahr 2001 zur
Verfügung stehen wird. "Mit diesen Mitteln werden wir bis 2003
die nötigen Rahmenbedingungen in Österreichs Schulen und Universitäten
schaffen", so die Ministerin. Ein Teil der Mittel fließt in die
Vernetzung der Schulen und der einzelnen Klassen. So sind z.B.
auch die Rohrbacher Schüler miteineander verbunden, was zu ganz
neuen Formen der Zusammenarbeit führen kann. Im Prinzip könnten
sich die Schüler bei einer Schularbeit die richtigen Lösungen
per eMail schicken", schmunzelt Müller. Wenn da nicht der Netzadministrator
wäre, der dann die Verbindung kappt.
Die Aus- und Weiterbildung der Lehrer in den Neuen Medien werden
auch Schwerpunkte an den Pädagogischen Akademien und Instituten
sein. Auch die Zusammenarbeit mit Firmen soll forciert werden.
Sowohl als Ausbildner, die spezielles Fachwissen anbieten, als
auch als Sponsoren. Denn die Laptops der Rohrbacher Schüler, die
immerhin 25.000 Schilling kosten, mussten deren Eltern bezahlen.
Bei SP-nahen Schülervertretern stößt Gehrers Vorhaben auf wenig
Gegenliebe. Sie fordern, dass zuerst die Computerausstattung für
den EDV-Unterricht verbessert werden sollte, anstatt Laptop-Klassen
einzurichten. Zwar seien alle Bundesschulen am Netz, für die Schüler
bedeute es aber nicht, dass sie auch einen Zugang zum Internet
hätten. Außerdem befürchten die Schülervertreter, dass sozial
schwächere Schüler benachteiligt werden könnten.
Die Grünen kritisieren, daß Gehrer mit dieser Offensive von Einsparungen
im Bildungsbudget ablenken wolle. Die SPÖ fordert, die Schulbuchaktion
zur Multimediaaktion auszubauen.