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Gummi, Gummi

von Birgit Oberwalder

 

Jugendliche wissen durchaus über AIDS und HIV Bescheid. Allerdings veranlasst dieses Wissen die jungen Leute nicht dazu, entsprechende Vorsichtsmassnahmen, wie das Benutzen von Kondomen, zu treffen. Dies zumindest geht aus einer aktuellen Befragung von Schülern hervor, die von der GfK Austria durchgeführt wurde.

 

Befragt wurden 557 Schüler (zehn ­ 19jährige) und das Ergebnis lässt aufhorchen. "Der Informationsstand von Jugendlichen und das Interesse an der Thematik HIV/AIDS sind erstaunlich gut. Jugendliche wissen über HIV/AIDS und das häufigste Übertragungsrisiko, ungeschützten Sex, bzw. den sichersten Schutz vor einer Ansteckung durch ein Kondom Bescheid", so Prof. Dr. Rudolf Bretschneider, Geschäftsführer von GfK Austria. Aber: "Die praktische Umsetzung lässt gewaltig zu wünschen übrig. Risikobewusstsein sowie konkretes Handeln stehen im Widerspruch zu ihren Kenntnissen und Angaben."

AIDS geht jeden an

AIDS galt früher als eine Krankheit, die nur Randgruppen betrifft. Eine Strafe Gottes wurde sie genannt und diese Strafe galt den Homosexuellen. Aber bald schon zeigte sich, dass nicht nur Homosexuelle betroffen sind, sondern auch Heterosexuelle. Erstmals tauchte diese Erkrankung 1981 in den Vereinigten Staaten von Amerika auf. Da diese Ersterkrankungen bei Homosexuellen diagnostiziert wurden, nannte man sie zuerst GRID (Gay Related Immunodeficiency). Der Begriff AIDS wurde 1982 eingeführt und 1983 wurde HIV durch Luc Montagnier in Frankreich und Robert Gallo in den USA entdeckt. Aids und HIV sind bis dato unheilbar. Es gibt zwar Medikamente, die Linderung geben, und wenn man mit HIV infiziert ist, kann es zwar Jahre (manchmal auch Jahrzehnte) bis zum Ausbruch dauern, jedoch bleibt der Virus im Körper.

Den befragten Jugendlichen ist durchaus bewusst, dass eben nicht nur Randgruppen betroffen sind, sie sehen aber für sich selbst kein Risiko. Das ist insofern bedenklich, da ein Drittel aller Jugendlichen bewusst auf ein Kondom beim "ersten Mal" verzichtet oder einfach darauf vergisst. Die Hälfe nimmt bei den weiteren Malen nicht immer oder gar nie ein Kondom. Dass AIDS durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wird, wissen die Jugendlichen. OA Dr. Birgitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen Aidsgesellschaft ruft daher auf, Bewusstsein zu schaffen, dass jede und jeder sich anstecken kann, der ungeschützten Geschlechtsverkehr riskiert. Kein Medikament kann AIDS heilen und die HI-Viren wieder vollständig aus dem Körper entfernen. "AIDS ist (und bleibt) eine chronische und lebensbedrohliche Erkrankung, die das Leben massiv beeinträchtigt und keinesfalls verharmlost werden darf."

Besonders Jugendliche betroffen

Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) betrifft die Hälfte aller Neuinfektionen mit HIV auf der Welt 15- bis 24-Jährige. Hier geht es auch vor allem darum, in den Entwicklungsländern Aufklärung zu betreiben. Laut UNO gibt es schätzungsweise 3 Millionen Aidstote jährlich und 38 Millionen HIV-Infizierte weltweit. Pro Minute kommen zehn neue hinzu. Am Schlimmsten ist die Situation nach wie vor in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, wo rund 25 Millionen infizierte Mensche leben.

Warum österreichs Jugendliche kein Kondom verwenden hat wohl mehrere Gründe. Dr. Schmied sieht als einen der Gründe darin, dass Jugendliche auch zu anderen Verhütungsmitteln greifen, wobei es ihnen in erster Linie um die Schwangerschaftsverhütung geht. Aber nur Kondome bieten (aber nicht 100%igen!) Schutz vor einer Ansteckung mit HIV, Papillomaviren oder Syphilis. Immerhin fürchten sich 43 Prozent der Befragten vor AIDS. Das Bewusstsein für die Gefahr scheint also gegeben, allerdings, wenn man sich richtig verhält kann die Ansteckung verhindert werden und somit ist kein Grund zum Fürchten gegeben. Täglich stecken sich in Österreich ein bis zwei Menschen mit dem tödlichen Virus an. Im Jahr werden ca. eine Million HIV ­Tests in Österreich durchgeführt. Aber, so Armin Rieger, Leiter der HIV-Ambulanz an der Wiener Universitätsklinik für Dermatologie, es werden nicht immer die richtigen Personen getestet. Auch werden die Tests zu spät durchgeführt. Ein Drittel der Patientinnen und Patienten leiden bei der Diagnose schon an einer fortgeschrittenen Infektion und bei einem Viertel wird die Erkrankung erst mit dem Ausbruch von AIDS erkannt. In Österreich kann man sich in Spezialambulanzen gratis und anonym testen lassen ­ auch ohne Einwilligung der Eltern!

Kondom = Sicherheit?

Verschiedene Seiten lassen allerdings verlautbaren, dass zu wenig darauf hingewiesen wird, dass das Kondom nicht 100%ige Sicherheit vor AIDS gewährt. So zeigen Studien in Amerika, dass sich bei Pärchen, bei denen einer HIV-infiziert war und die Geschlechtsverkehr hatten, nach 15 Monaten 10% der vormals gesunden Partner infiziert waren. Auch gibt es Zahlen von Studien die belegen, dass sich trotzt Kondombenutzung eine Ansteckungsrate von 22% ergab. Nie wurde eine Ansteckung bei einem Partner bei totaler sexueller Enthaltsamkeit festgestellt. Dass Kondome nicht zu hundert Prozent schützen, liegt zum einen an der Qualität und zum anderen auch an den Anwendungsfehlern. 1987 verwies Dr. Prinz auf die "miserable Sicherheit durch das Kondom" in seinem Artikel in der Medical Tribune hin. So muss gesagt werden, dass trotz der vielen Testungen im Labor ein Drittel aller Kondome in Wirklichkeit versagen, also reißen oder andere Mängel aufweisen. Bereits ein Staubkorn in der Größe von 0,04 mm reicht, um ein Loch in die dünne Haut des Kondoms (0,04 bis 0.08 mm) zu reißen.

Die Frage, was denn nun zu hundert Prozent gegen AIDS schützt ist somit wohl beantwortet. Wenn Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person stattfindet, dann wird das Ansteckungsrisiko mit Gebrauch eines Kondoms stark vermindert aber nicht völlig gebannt. Sorgfalt im Umgang mit diesem Thema und Aufklärung sind hier besonders gefordert. Ganz abgesehen davon, dass Sex nicht die einzige Möglichkeit ist, sich mit HIV zu infizieren!

Quelle: MedAustria, Aids-Hilfe, ORF, Aktion Leben

 

 

Unser Kommentar: Das erste Mal ist schon verdammt aufregend. Wem es nicht so ergangen ist, der hat es entweder vergessen oder war nicht anwesend. Wenn das Gefummle erst los geht und die Temperatur beträchtlich steigt, einem klar wird, "jetzt wird?s passieren", dann kann so ein Kondom schon ein rechter Lustkiller sein. Peinlich, ungeschickt und überhaupt funktioniert´s nicht, wie es soll ­ Stress, Hektik, Versagen ­ nicht einfach. Später, wenn Mann und Frau schon "geübt" sind, verzichten noch immer sehr viele auf den Gummi. "Lustkiller" ist wohl die häufigste Begründung für die Ablehnung des Kondoms. Wenn man den Partner kennt und vertrauen kann, so stellt sich das Problem erst gar nicht. Aber wer fragt seine Angebetete oder Angebeteten kurz vor dem ersten "Knall", ob er/sie schon mal einen AIDS- Test gemacht hat? AIDS haben nur die anderen. Viele Institutionen, wohl auch die Kirche, plädieren auf Enthaltsamkeit. Aber bitte, man kann auch AIDS bekommen, wenn man verheiratet ist oder Sex nur zur Kinderzeugung praktiziert. Ehe schützt nicht vor AIDS! Was schützt ist wohl ein sorgsames Umgehen mit der Sexualität. Auch wenn ein One-Night-Stand Spaß macht und man als Single sich fröhlich die Nächte um die Ohren schlägt, so liegt die Verantwortung immer in der Hand des Einzelnen. Ist der Abend auch noch so heiß und der Wein berauschend wie nie - einmal kurz das Hirn einschalten, kann das Leben retten.

Birgit Oberwalder/Zentrum Rodaun

 

Links:

www.aids-hilfe.at

www.aktion-leben.de

 

Literaturtipps:

Christoph Benn und Sonja Weinreich v. Lembeck: Aids ­ Eine Krankheit verändert die Welt: Daten ­ Fakten ­ Hintergründe. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!

Marliese Arold: Ich will doch leben! Nadine ist HIV ­ positiv. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!

Petra Neumayer: Das Verhütungsbuch für Girls (und Boys). Bestellmöglichkeit bei amazon.at!

 

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