Zum Sterben schön von Birgit Oberwalder
Wenn es um den Schönheitswahn geht, denkt man meist zuerst an das weibliche Geschlecht. Beeinflusst von den Schönen aus den bunten Illustrierten sind jedoch genauso die Männer und mit diesem Thema beschäftigte sich der britische Psychologe David Giles.
Der britische Psychologe von der University of Winchester und seine Kollegin Jessica Close untersuchten 161 Männer zwischen 18 und 36 Jahren. Dabei kam heraus, dass Leser der Magazine wie Nuts, Loaded und FHM stark von dort abgedruckten Bildern beeinflusst werden. Der Wissenschafter stellte sich die Frage, ob Männer, wie schon bei Frauen bekannt ist, von gleichgeschlechtlichen Idealen aus den Medien gleichermaßen unter Druck gesetzt werden, sich auf Vordermann zu bringen. Konkret zeigt diese Studie, dass Männer die sich Magazine anschauen, in denen gutgebaute Männer abgebildet sind, ebenfalls nach diesen Körpermaßen streben. Bei den Frauen gilt das allgemeine Schönheitsideal möglichst schlank, vital und wunderschön im Sinne von symmetrischem sinnlichen Gesicht etc. zu sein, und bei den Männern gilt ein durchtrainierter Körper als schön. Um dieses Ideal - möglichst muskulös zu sein - zu erreichen, greifen die Männer auch schneller zu anabolen Steroiden, als Männer, die genannte Zeitschriftenrichtung nicht lesen. Dieses sogenannte Body-Enhancement wird oft bis zum Verzweifeln betrieben und kann auch insofern als Sucht beschrieben werden, da das Ideal niemals wirklich erreicht wird und die Männer sich daher vergebens quälen oder irgendwann einfach resignieren. Das starke Geschlecht
Vor allem betroffen von diesem Schönheitswahn sind Singlemänner.
Zum einen wohl, weil es um die Präsentation und die damit verbundene
Kontaktsuche zum weiblichen Geschlecht geht und ein erfülltes
Schönheitsideal wohl mehr Erfolg zu versprechen scheint und zum
anderen haben gebundene Männer eventuell weniger Zeit sich dem
Selbstdrill zu widmen. Muskulöse, attraktive Männerkörper in den
Magazinen und Medien symbolisieren meist auch Macht und Eroberung.
Diesem Bild versucht dann Ottonormalbürger zu entsprechen, da
der Anblick der Hochglanzmagazinmänner den Leser verunsichert
und die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper sinken lässt. Vor
allem Männer, die besagte Magazine häufig lesen, trainieren ihren
Körper ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit, um auf den potentiellen
Geschlechtspartner attraktiv zu wirken.
Der neue Markt
Schönheitsprodukte für Männer sind überall präsent. Die Mode-
und Schönheitsindustrie hat die Männerwelt als potentielle Zielgruppe
bereits entdeckt. Die Zeitschriften sind auf diese Welle längst
aufgesprungen und profitieren von dem Bemühen der Männer, sich
den Vorbildern anzunähern. Auch der Markt für Kosmetik bis hin
zur Chirurgie blüht aufgrund dieses Trends. Dieses Verhalten der
Männer (auch der Frauen) hat mehrere Begriffe, wie "Anorexia Athletica"
oder auch "compulsive exercising disorder". Am besten trifft der
Begriff Body Dysmorphic Disorder (BDD) auf dieses Verhalten zu.
Dabei geht es um die schlichte Angst davor, dass der Körper nicht
schön (genug) ist, eine Dysmorphophobie Körperbildstörung -
sozusagen. Das heißt, der (oder die) Betroffene hat eine gestörte
Wahrnehmung bezüglich des eigenen Körpers. Auswirkung einer solchen
(klinischen) Störung sind Verhaltensweisen wie ständiges Überprüfen
des Aussehens im Spiegel bis hin zur Vermeidung von sozialen Situationen
wie Partys, aus Angst vor negativem Feedback bezüglich der eigenen
körperlichen Erscheinung. Vor allem schlimm kann diese Störung
werde, wenn Schönheitsmakel wie Akne den Betroffenen plagen.
Glattrasiert und aufgeputzt Glattrasiert im Gesicht, auf der Brust und auch die Beine. Die Haare gestylt, Botox strafft die Stirn und die Tränensäcke gehören der Vergangenheit an. Von Peelingprodukten über Bodylotions der Markt bietet alles, was der neue Mann braucht. Das Schönheitsideal von heute erlaubt keine haarige Brust oder Doppelkinn. Der metrosexuelle Mann von heute geht am Wochenende mit den Kumpels auf die Schönheitsfarm und lässt sich verwöhnen. Eigentlich nichts schlechtes, wenn das rechte Maß gehalten wird. Tatsache ist, dass der Schönheitswahn Männer immer öfter unter das Messer treibt oder in genannte Verhaltensstörungen, zu denen auch die Magersucht und Bulimie gehört. Zwar leiden noch immer bedeutend mehr Frauen unter dieser Hungersucht bzw. Ess-Brech Sucht, jedoch wird der Anteil der Männer immer größer. Quelle: telepolis
Unser Kommentar: Nicht nur Frau will gefallen, sondern auch Mann. Eigentlich nichts schlechtes, wenn das starke Geschlecht auf sich schaut und den Körper auf Vordermann bringt. Aber wie üblich gibt es kein Maß. Von der ewigen Jugend träumt die Menschheit schon seit Gedenken aber wo gearbeitet wird, fallen auch Späne. Will heißen, wenn der Karrieremann von heute (und um die geht es hier hauptsächlich) zwölf Stunden am Tag sechs Tage die Woche arbeitet dann zeigen sich nun mal Müdigkeit und Erschöpfung früher oder später. Dass diese Zeichen des Gebrauchs die Männer fürchten lässt, dass das ihre Marktqualität negativ beeinflusst, veranlasst sie sich zu Dingen zu nötigen wie Schönheitsoperationen und Badezimmermarathons. Mann träumt davon wie David Beckham auszusehen, glattrasiert und smart. Aber träumt auch Frau von einem Mann wie Beckham? "Na klar!" hör ich das weibliche Geschlecht rufen. Aber eben nur träumen. Denn wenn es darum geht, einen verlässlichen und treuen, liebevollen Partner an seiner Seite zu haben nützt der durchtrainierte Bauch und das aufpolierte Gebiss wenig. Im Gegenteil, ein Mann der sich ständig nur mit sich selbst beschäftigt wird schnell uninteressant. Ein Teufelskreis, denn strengt sich der Mann an, möglichst attraktiv und sexy für das andere Geschlecht zu sein, wendet er sich gleichzeitig von diesem Gegenüber ab, da sich der Fokus nur noch auf den eigene Körper und das eigene Erscheinen richtet. Das hat wieder den Effekt, dass die Frauen sich zwar zuerst freuen, von einem "so schönen" Mann beachtet zu werden, aber bald merken sie, dass dieses Strohfeuer nur kurz brennt und nichts Ernsthaftes entstehen kann. Als Egoist, Narzisst oder einfach Selbstverliebt werden die Männer dann abgeschrieben und stehen gelassen. Äußere Schönheit ist vergänglich, aber zum Glück kann die innere Schönheit immer mehr im Laufe eines Lebens werden, wie Ausgeglichenheit, Ruhe, Besonnenheit, Charisma, Charakter? die kein Chirurg der Welt für wie viel Geld auch immer basteln kann!
Birgit Oberwalder/Zentrum Rodaun
Link:
Literaturtipps:
Harrison G. Pope, Katharine A. Phillips , Roberto Olivardia: Der
Adonis-Komplex. Schönheitswahn und Körperkult bei Männern. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!
Regina Gasper, Harald Gasper: Herrlich hässlich!: Warum die Welt
nicht den Schönen gehört. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!
Hans-Peter Waldrich: Perfect Body: Körperkult, Schlankheitswahn
und Fitnessrummel. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!
Weitere Informationen zu diesem Themenbereich finden Sie in unserem Beitrag Von Vaterschaft zu Vater schafft
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