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Traumhafter Sex

von Birgit Oberwalder

 

In einer Studie zum Traumverhalten von Mann und Frau untersuchte Antonio Zadra von der Universität Montreal in Kanada, wie häufig und mit welchem Inhalt sexuelle Träume auftreten. Das Ergebnis der Studie unterscheidet sich bedeutend zu denen der Studien aus den 50er und 60er Jahren.

 

Zadra befragte dabei 173 Kandidaten hinsichtlich der Form und Häufigkeit auftretender Träume mit sexuellem Inhalt. Wer wie oft und wann sexuelle Träume hat, interessierte Forscher zuletzt vor vierzig Jahren. Damals kam man zum Ergebnis, dass beinahe alle Männer von Sexträumen zu berichten wissen, aber etwa nur zwei Drittel der Frauen. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung konnten dieses Verhältnis nicht mehr bestätigen. Was sich anscheinend nicht verändert hat, sind die acht Prozent aller Träume, die sexuellen Inhalt aufweisen. Das heißt, heute träumen Menschen, die sexuelle Träume haben, nicht öfter davon als früher. Was sich allerdings verändert hat, ist der Frauenanteil. Heute berichten mehr Frauen davon, dass sie Sexträume haben, als früher.

Die Untersuchung

109 Frauen und 64 Männer, die einen Altersdurchschnitt von 30 Jahren aufwiesen, wurden angehalten, ihre Träume für zwei bis vier Wochen in Tagebüchern zu dokumentieren. Danach wurden sie zusätzlich über ihre Träume befragt. Die Tagebücher wurden nach gewissen Richtlinien geführt. So wurde der Inhalt des Traums beschrieben (z.B. ob es sich um Geschlechtsverkehr handelt, oder Selbstbefriedigung, Orgasmus,...), weiters wurden die anwesenden Charaktere genannt (wie viele Anwesende, Geschlecht, Bekannte oder Unbekannte, etc.) und welcher Art die Interaktion war (un-/erwünscht, Beobachter, Handelnder...). Schlussendlich war noch bedeutend, wer die Initiative ergriff (der Träumende oder der/die Andere/n).

Ergebnis

Aus den insgesamt über 3500 festgehaltenen Träumen erhielt Zadra folgende Informationen: In der Testzeit berichteten 45% der Männer und 41% der Frauen von sexuellen Träumen. Der Anteil an sexuellen Träumen belief sich also auf die oben erwähnten acht Prozent der gesamten Träume. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher auch in den 50er und 60er Jahren. Der häufigste Inhalt dieser sexuellen Träume handelte von Geschlechtsverkehr, gefolgt von sexuellen Angeboten, Küssen und Fantasien. Drei Prozent der männlichen und vier Prozent der weiblichen Träumer erlebten einen Höhepunkt. Frauen berichteten öfter als Männer davon, die Initiative ergriffen zu haben. In den Träumen der Frauen waren auch öfter die Partner oder Ex-Partner beteiligt. Fast doppelt so oft wie Männer hatten Frauen sexuelle Träume mit Berühmtheiten.

Interessante Details zeigten sich bei Betrachtung der Bildungsschichten. So teilte Zara die Teilnehmer in Personen mit bzw. ohne abgeschlossenem Studium ein. Dabei ergab sich, dass Frauen ohne Studium sieben mal öfter von Masturbation träumten, als weibliche "Studierte". Männer ohne Studium berichteten zweimal häufiger als Akademiker, dass sie die Initiative zum Sexkontakt ergriffen. "Studierte" berichteten häufiger als "nicht Studierte" von sexuellem Kontakt mit Fremden (vor allem Berühmtheiten). Die "Studierten" beider Geschlechter gaben auch öfter an, Zeuge eines Sexualaktes gewesen zu sein.

Geschlechtsunterschiede

Was sich im Vergleich zu den Studien aus früheren Zeiten geändert hat, ist das Verschwinden der Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Heute träumen Frauen genauso oft von Sex wie Männer. Das heißt, Frauen berichten heute öfter von Sexträumen als früher. Ob sie nun tatsächlich öfter von Sex träumen, oder ob sich Frauen heute einfach mehr trauen davon zu berichten, bleibt hier offen. Frauen berichten von realistischeren Träumen als Männer, was bedeutet, dass sie (doppelt so oft wie Männer) von Sex mit Personen träumen, die aus dem wirklichen Leben stammen. Männer hingegen träumen öfter als Frauen von Sex mit mehreren (weiblichen) Partnern.

Quelle: Matthias Gräbner, Telepolis

 

 

Unser Kommentar: Vielleicht werden Sie sich fragen, was denn so interessant an den Träumen der Mitmenschen ist, und überhaupt an Sexträumen. Was bringt das? Wozu das Ganze? Antonio Zadra selbst zeigt Interesse an geschlechtsspezifischen Sexträumen, weil sie seiner Ansicht nach ein Spiegelbild der tatsächliche Wünsche, Bedürfnisse und Erfahrungen mit der Sexualität sind. So sieht er sich durch seine Studien bestätigt, denn diese zeigen deutlich, dass die Träume im Grunde das wiedergeben, was die Menschen auch im Wachzustand beschäftigt. Was wir in der Nacht träumen hängt also eng mit der Gedankenwelt zusammen, die wir im Wachzustand haben. Wurden in der Zeit der Aufklärung die Träume als Aberglaube abgetan, so verhalf ihnen vor allem Sigmund Freud wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit zu gelangen. Er erkannte die Lebensnotwendigkeit unserer nächtlichen Schlafbegleiter. Treffend nannte er Träume auch die Hüter des Schlafes. Nun träumen Frauen also mehr von Sex als früher. Zumindest geben dies heute mehr Frauen an/zu. Die neue Selbstständigkeit und Aufklärung der Frauen könnte damit zusammenhängen. Dass jede Frau - zumindest bei uns - über ihren Lebensweg selbst bestimmen kann und das "Wesen Frau" nicht nur mehr als ahnungslose Gebärmaschine funktionieren muss, wird wohl auch etwas damit zu tun haben. Als Frau kann man heute laut "Ja" ­ oder auch "Nein"- sagen, zur Sexualität, zur Lust, zum Begehren und begehrt Werden, sei es vom eigenen Mann oder meinetwegen von George Clooney. In Träumen ist alles möglich, alles erlaubt und nichts verboten. Also träumen Sie gut, aber träumen Sie nicht Ihr Leben, sondern leben Sie Ihre Träume!

Birgit Oberwalder/Zentrum Rodaun

 

Link:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25508/1.html

 

Literaturtipps:

Sigmund Freud: Die Traumdeutung. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!

Ann Faraday: Deine Träume. Schlüssel zur Selbsterkenntnis. Ein psychologischer Ratgeber. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!

Christoph Gassmann: Träume erinnern und deuten. Eine praktische Anleitung. Bestellmöglichkeit bei amazon.at!


Weitere Informationen zu diesem Themenbereich finden Sie in unserem Beitrag

"Heißes Eisen Sexualerziehung"

 

 


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