Kriegsberichte belasten Kinder und Jugendliche
Der Kriegsausbruch im Irak stellt auch Eltern und Pädagogen vor
Herausforderungen. Kinder und Jugendliche leiden unter der Kriegsberichterstattung
und entwickeln Ängste, mit denen sie allein nicht fertig werden.
Gespräche können helfen.
Schullandesrat Siegi Stemer geht davon aus, dass bereits zum Frühstück
die ersten Meldungen angeschaut werden: "Gerade jüngere Schüler
können das Gesehene nicht einordnen und nicht zwischen direkter
und indirekter Bedrohung unterscheiden. Das macht ihnen Angst."
Stemer spricht sich klar gegen den Krieg aus, da diese Art für
die Konfliktlösung der Jugendlichen ein schlimmes Signal darstelle.
Eltern sollten die Kinder nicht allein fernsehen lassen und auf
jeden Fall mit ihnen über das Gesehene und Gehörte reden. Auch
Jugendliche können oft mit der Bedrohung, die sie durch die Kriegsberichterstattung
erleben, nicht umgehen. "Für alle Altersstufen ist es wichtig,
im Elternhaus und in der Schule über vorhandene Ängste zu reden,
damit sich die jungen Leute nicht allein gelassen fühlen", so
Stemer. Hierbei kommt auch auf die Lehrpersonen eine große Aufgabe
zu.
Nähere Informationen zum Umgang mit Krisen und Katastrophen finden
Lehrpersonen, Eltern und andere Interessierte auf der Website
der Schulpsychologie:
Kurznotizen zum Pädaagogisch-Psychologischen Umgang mit Kindern/Jugendlichen
... Die traumatische Belastung ergibt sich aus mehreren Umständen.
Durch die Medien sind die Kinder Zeugen von ungewohnlichen Todesarten
geworden, sie haben die Verzweiflung und Panik von Menschen im
TV gehört und gesehen, das Ausmaß der Gewalt war ungeheuerlich,
ebenso belastend ist die Unerwartetheit der Ereignisse- der Einbruch
in den Alltag.
... Die Kinder/Jugendlichen in unserem Land sind zwar nicht direkt
Opfer oder haben direkt das Unglück miterlebt, aber die indirekte
traumatische Belastung und die kollektive, d.h. so viele Menschen
gleichzeitig betreffende Katastrophe wirken sich nicht minder
störend aus. Gleichzeitig ist zu betonen, dass trotz aller Ähnlichkeit
der Folgen dennoch ein klarer Unterschied zwischen der direkt
erlebten und der medial vermittelten Katastrophe besteht. Letztere
kann ebenfalls Belastungen bewirken, die aber nur ähnlich ( Fachausdruck
"traumatoform") sind und sicher generell im Schweregrad günstiger
zu beurteilen sind. Es gilt daher, die Belastungs-Situation nicht
zu unterschätzen, aber auch nicht aufzuheizen.
... Die Folgen einer traumatischen Erfahrung konnen weitreichend
sein: Von Konzentrations-, Schlafstörungen bis hin zu vegetativen
Storungen. Es kann zu einer schockbedingten Ubererregung oder
Apathie kommen. Das Erleben der Hilflosigkeit (keine Kontrolle
über die Außenwelt besitzen) kann eine No-future-Mentalität noch
verstärken.
... Was Eltern und Lehrer/innen tun können: Wichtig ist die innere
Stabilisierung durch Miteinanderreden, Informieren über den Hergang
und den Tatbestand (freilich immer unter Bedachtnahme des Alters
und der Aufnahmekapazität der Kinder/Jugendlichen - daher nur
solche und so viel Information und Details, dass sie verarbeitet
werden können). Weiters ist wichtig, die durch das Ereignis bewirkten
Gefühle zur Sprache zu bringen, darüber zu reden. Dies hilft
mit, dass die Gefühle nicht "unterirdisch" weiterarbeiten, sondern
ausgedrückt werden. Außerdem zeigt es den Kindern/Jugendlichen,
dass es anderen auch so geht, dass sie mit ihren Gefühlen nicht
allein sind.
... Die beste Hilfe besteht im sachlichen, verständlichen, ausgewogenen
Informieren (also auch das Positive nicht unter den Tisch fallen
lassen) und im Darüber-Reden: Wenn Gefühle zur Sprache kommen
können, dann kann man sie besser handhaben; dann fühlt man sich
auch nicht mehr allein, sondern in einer Gemeinschaft mit den
anderen.
Quelle: orf.at, schulpsychologie.at, fm4.orf.at
Kommentar: *** Fighting for peace is like fucking for virginity! ***
posting auf der homepage des jugendsenders fm4, 21.3.2003, 13:03
Uhr
Weitere Informationen zu diesem Themenbereich finden Sie in unseren Beiträgen
Die Ängste der Kinder
11. September 2001 und die psychischen Folgen
Kindererziehung: Nach dem Terror das intensive Gespräch
11. September 2001
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